Nachruf: Wir verabschieden uns vom Braunschweiger Ehrenbürger Sally Perel

Sally Perel hatte aufgrund seiner Lebensgeschichte eine große innere Verbundenheit mit der Stadt Braunschweig. Bis ins hohe Alter führte ihn sein Weg immer wieder hierher. Dabei suchte er vor allem Begegnungen mit jungen Menschen. Er verstand es, sie mit großer Eindringlichkeit innerlich zu berühren und ihnen die hohen Werte von Mitmenschlichkeit, Respekt und Toleranz zu vermitteln. Dabei warnte er immer wieder davor, Anfänge eines rechtsradikalen Denkens zu bagatellisieren und hinzunehmen.

„Sally hat Menschlichkeit vorgelebt, war einer, der sich klar bekannte zu Frieden und Gewaltfreiheit, der entschieden eintrat gegen Rassismus, Faschismus, sexuelle Ausgrenzung, der sich für Minderheiten einsetzte und Andersgläubige respektierte. Das hat uns verbunden.“ (Uwe Fritsch* 2020)

Wir verneigen uns vor ihm und werden ihn in unserem Herzen bewahren.

BIBS-Fraktion und Bürgerinitiativen

 

*Uwe Fritsch – langjähriger VW-Betriebsratsvorsitzender,  ausgezeichnet mit der Braunschweiger Bürgermedaille

 

Rassismus in Schulstatistik?

‘Ausländeranteil’ und ‘Ausländerzahl’ an Schulen? BIBS-Ratsfrau Bianca Braunschweig kritisiert Verwendung rassistischer Begrifflichkeiten 
Nachdem die Verwaltung in einer Mitteilung zur aktuellen Schulstatistik an mehreren Stellen die Kategorie ‘Ausländeranteil’ bzw. ‘Ausländerzahl’ aufgeführt hat, fragt unsere Ratsfrau Bianca Braunschweig dazu im heutigen Schulausschuss kritisch nach.

Bleistifte

„Rassismus in Schulstatistik?“ weiterlesen

Gedenken Sinti-Deportation 03.03.2020

Gedenken an die Deportation Braunschweiger Sinti am 03.03.2020

Es war ein bewegendes Gedenken im Rathaus-Foyer in Erinnerung an die Deportation Braunschweiger Sinti am 3.3.1943 nach Auschwitz. Marcel Schmid sprach zu Beginn für die Braunschweiger Sinti und erzählte von seinen Erinnerungen an Schilderungen seiner Großeltern.

Anschließend verlas Raffaela Laubinger die Zeitzeugenberichte ihres Großvaters, der nach Auschwitz deportiert wurde.

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung im Rathaus-Foyer von Manuela und Sara De la Cal-Rincon, die ein Wiegenlied sangen.

Propst Lars Dedekind fand die richtigen Worte und erinnerte daran, dass damals viel zu wenig getan wurde, um den Holocaust zu verhindern und erklärte die Schuld, die Kirchen und Gesellschaft auf sich geladen haben.

Die Taizé-Gruppe um Herbert Erchinger sang und rezitierte Paul Celans Todesfuge: “Der Tod ist ein Meister aus Deutschland”.

Zu den Klängen des Weiss-Duos legten die Teilnehmer*innen Rosen vor der Gedenktafel mit den Namen der Toten nieder.

Das Gedenken wurde von der ehemaligen BIBS-Ratsfrau Heiderose Wanzelius vom Braunschweiger Forum wie immer perfekt organisiert. Danke, Heidi!

 

Bürgermedaille für Kristine Schmieding

Bürgermedaille der Stadt Braunschweig für Kristine Schmieding

Am 25.01.2019 wurde Kristine Schmieding in der Dornse die Bürgermedaille der Stadt Braunschweig verliehen.

In der Dornse wurde sie von Oberbürgermeister Ulrich Markurth für ihr bürgerschaftliches Engagement im Umwelt- und Naturschutz erhalten. Ob bei der Aufklärung des Stibiox-Skandals am Hungerkamp, dem Erhalt der Pappeln in Riddagshausen oder dem Schutz streng geschützter Tierarten im Holzmoor – stets ist Kristine mit Herz- und Sachverstand vor Ort und setzt sich ein. Wir gratulieren!

In den frühen 1980er Jahren engagierte sich Kristine Schmieding gegen die Luftverschmutzung zur Verhinderung von Atemwegs-erkrankungen („Pseudo-Krupp“).  Besonders intensive und dauerhafte Arbeit investierte sie ab Mitte der 1980er Jahre in die Aufklärung und Beendigung der durch die in Querum ansässige Firma Stibiox verursachten Umweltverschmutzungen.

Des Weiteren setzt sie sich seit vielen Jahren für den Erhalt städtischer Grünflächen und für die Lebensräume vor allem geschützter Tiere ein. Dabei wirkt sie regelmäßig zusammen mit den besonders betroffenen und bewegten BürgerInnen, ist ein Sprachrohr derer Interessen und verwirklicht so direkte Bürgerbeteiligung und „Umweltgerechtigkeit“. Dabei stellt sie sich selbst nicht ins Scheinwerferlicht, sondern agiert gern im Hintergrund – deshalb womöglich noch effektiver. Denn es ging und geht ihr nie um die Befriedigung persönlicher Eitelkeiten oder um persönliche Vorteile. Wir beglückwünschen sie zur dieser Auszeichnung.

Zusammen mit den andern Preisträgern (v.l.n.r.): Kristine Schmieding, Christa Neumann, Thomas Renneke, Peter Lehna, Hanns-Bernd de Wall, Barbara Rackwitz, Oberbürgermeister Ulrich Markurth.

 

Enthüllung Mahnmal “Euthanasie”-Opfer

Enthüllung des “Euthanasie”-Mahnmals am 31.05.2018

In einer bewegenden Zeremonie wurde am 31.05.2018 auf dem Braunschweiger Stadtfriedhof ein Mahnmal zur Erinnerung an die “Euthanasie”-Opfer zur Zeit des Nationalsozialismus enthüllt. Die Arbeitsgruppe Mahmal der Friedenskapelle hat seit 2015 an dem Projekt gearbeitet.

Nach der temporären Installation des mobilen Denkmals der “Grauen Busse” vor dem ECE-Einkaufszentrum 2015 war die Idee einer dauerhaften Form der Erinnerung an die im Braunschweiger Land ermordeten Behinderten und Psychiatriepatienten debattiert worden.

Der Rat hatte am 21.02.2017 im Rahmen seiner Haushaltsberatungen auch einen BIBS-Antrag angenommen, der die Verwaltung beauftragt, zur Errichtung einer dauerhaften Form der Erinnerung an die Euthanasieopfer im Dritten Reich ein Konzept zu erarbeiten und es den Gremien zu gegebener Zeit zur Beschlussfassung vorzulegen.

In der Konzeptausarbeitung hatte die Verwaltung dann in Zusammenarbeit mit den beteiligten Initiativen die Errichtung des Mahnmals in Erinnerung an die “Euthanasie”-Opfer in die Wege geleitet. Mit der Mitteilung an den Kulturausschuss am 10.03.2017 hatte die Verwaltung das so weit erarbeitete Konzept erstmals vorgestellt.

In der Sitzung des Kulturausschusses vom 18.05.2018 teilt die Verwaltung nunmehr mit, dass zur weiteren Konzeptvertiefung im dritten Quartal 2018 ein Runder Tisch “nationalsozialistischer Krankenmord” stattfinden soll. Anschließend soll es eine Fachtagung geben.

Im Rahmen der Enthüllung des Mahnmals am 31.05.2018 schilderte Julia Gilfert (geb. Frick), stellvertretende Vorsitzende des Förderkreises Gedenkort T4 e.V. ihre Familiengeschichte. Ihr Großvater war als Musiker und angehender Kapellmeister auf der Suche nach Arbeit und sollte, da er arbeitslos war, zum Militär. Deswegen erhielt er einen Nervenzusammenbruch, der Anlass genug war, von seinem Schwager, der SS-Angehöriger war, in eine Heilanstalt eingewiesen zu werden. Dort wurde er Opfer der Aktion T4.

Unerträglich: AfD nimmt an der Einweihung teil

Die bewegende Zeremonie mit musikalischer Untermalung von Mariele Rehmann (Tenorsaxophon) und Georg Renz (Fagott) wurde mit Grußworten von Bürgermeisterin Anke Kaphammel (CDU) und Regina Blume für den Vorstand und die Projektgruppe der Gedenkstätte Friedenskapelle eingeleitet.

Unerträglich die Anwesenheit eines Mitglieds der AfD-Braunschweig: Solange sich die AfD-Braunschweig und ihre Mitglieder von der menschenverachtenden Bundestagsanfrage ihrer Fraktion in Berlin nicht ausdrücklich distanziert haben, muss jede Teilnahme an solchen Veranstaltungen wie eine Verhöhnung der “Euthanasie”-Opfer im Nationalsozialismus wirken.

Die AfD-Fraktion im Bundestag hatte in einer kleinen Anfrage am 22.03.2018 u.a. gefragt, wie sich die Zahl der Behinderten in Deutschland seit 2012 entwickelt habe, und zwar “insbesondere die durch Heirat innerhalb der Familie entstandenen”. Bislang hat von der Braunschweiger AfD niemand dazu Stellung genommen.

Sozialverbände hatten sich darüber entsetzt gezeigt, da die Anfrage “an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte, in denen Menschen mit Behinderung das Lebensrecht aberkannt wurde und die zu Hunderttausenden Opfer des Nationalsozialismus wurden” erinnere.

Der Braunschweiger Leiter des Vereins Cura e.V. hat wegen der diskriminierenden AfD-Anfrage seine Teilnahme an der ersten Braunschweiger Inklusionskonferenz abgesagt, solange sich die Braunschweiger AfD nicht distanziere. Eine Teilnahme sei für ihn “nicht vorstellbar”, solange auch die AfD eine Teilnahme an der Inklusionskonferenz beabsichtige.