Aus Braunschweig zum Gedenken nach Roselies

Die BIBS-Fraktion hatte in der Ratssitzung am 15.07.2014 mit einer Anfrage nach der Bedeutung des Namens “Roselies” den Anstoß gegeben, sich über einen dunklen Teil der Braunschweiger Geschichte bewusst zu werden: Die ehemalige Kaserne im Südosten der Stadt wurde 1938 von den Nationalsozialisten als “Roselies-Kaserne” benannt in Erinnerung an Braunschweiger Regimenter, die in der belgischen Kleinstadt ihre so genannte “Feuertaufe” erhielten. In Roselies begingen die Braunschweiger Soldaten aber Gräueltaten an der Zivilbevölkerung, wie historische Quellen mehrfach belegen und die “nach heutiger Lesart Kriegsverbrechen sind”, wie das deutschsprachige Internetportal flanderninfo.be am 22.08.2014 schrieb: “Wenn Kriegsverbrechen zu Heldentaten werden…”

Die BIBS-Fraktion hatte nach der Ratssitzung Kontakt zu den Organisatoren der Gedenkfeiern in und um Roselies aufgenommen und war dahin eingeladen worden. Peter Rosenbaum fuhr daraufhin mit seiner Frau dorthin. Erste Eindrücke schildert er im Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Nachrichtenportal flanderninfo.be:

Aus Braunschweig zum Gedenken nach Roselies, flanderninfo.be vom 24.08.0214

Auch Oberbürgermeister Ulrich Markurth war der Anregung aus der Ratssitzung am 15.07.2014 gefolgt und hatte in einem Brief vom 19.08.2014 an seinen Amtskollegen in Belgien eine “Erinnerungspartnerschaft” angeregt.

Der Arbeitskreis “Jetzt schlägt’s 13” hatte zudem ein Flugblatt herausgegeben, das die Anwohner über die Hintergründe des Namens informiert: “Roselies ist kein Mädchenname”. Das flandersche Internetportal berichtete daraufhin:

“Braunschweig wird wach”

Die Geschichte von Braunschweig und Roselies, flanderninfo.be vom 22.08.2014

Der Name “Roselies” und seine Bedeutung

Der Braunschweig-Spiegel hatte über die Hintergründe berichtet und Belege für begangene Kriegsverbrechen gefunden: 

“Walter Voigt (“Mit 1/92 auf dem Vormarsch auf dem Vormarsch durch Belgien und Frankreich”, Braunschweig: Appelhans, 1924) berichtet von den Kämpfen an der Sambre in und um Roselies den folgenden Vorfall (S. 49):

“Zwei Zivilisten lösen sich aus der Gruppe von Menschen, während die anderen zurücktreten. Ein blonder, hoher, kräftiger Mann und ein Pfarrer mit zusammengekniffenem Gesicht und einem Jesuitenhut. Sie sind mit der Waffe in der Hand angetroffen und haben auf unsere Leute geschossen. Nun sollen sie standrechtlich erschossen werden. Zuerst kam der Geistliche dran. Er breitete die Arme aus und empfing seinen Schuss, dann kam der Blonde, ein Hüne von Kerl. Auch er breitete die Arme aus und fiel steif wie ein Brett aufs Gesicht. Wir kauen gemütlich unser requiriertes Brot und sprechen von den Verlusten, die uns betroffen.”

Auch in Roselies befindet sich eine Gedenktafel, die an ein ähnliches Verbrechen am dortigen Dorfpfarrer erinnert:

Das Gedenken in Roselies und Umgebung

Die Gedenkfeiern, an denen über tausend Menschen teilnahmen, fanden in Belgien an unterschiedlichen Orten wie u.a. Tamines (wo am Vorabend der Gräueltaten in Roselies deutsche Truppen ein Massaker an den Bewohnern verübten), Aiseau-Presles und Roselies statt:

Auch die Braunschweiger Zeitung hat das Thema aufgegriffen:

Partnerschaft mit Roselies in Belgien angeregt, BZ vom 23.08.2014